Entenhausen, Donaldismus und Carl Barks
Seit meiner frühen Kindheit, noch bevor ich überhaupt richtig lesen konnte, bin ich infiziert vom Virus der Walt Disney Comics.
Nach einer Periode, in der ich alle Geschichten gleichermaßen mochte - ungeachtet der jeweiligen Zeichner und Charaktere, also auch "Lustige Taschenbücher" und Comics mit Micky Maus und Goofy -, erging es mir wie vielen Kindern:
Irgendwann fällt einem auf, dass sich einige Geschichten qualitativ - sowohl in den Zeichnungen als auch in den Dialogen und der Erzählstruktur - von anderen unterscheiden, und zwar ausschließlich Abenteuer rund um die Familie Duck (sprich: dukk, nicht: dakk!). Dies ist dann der Moment, in dem man das erste Mal in Berührung kommt mit Carl Barks-Geschichten (alle natürlich ins Deutsche übertragen von Dr. Erika Fuchs) - wobei einem in dem Alter der Name des Zeichners noch nicht unbedingt bekannt ist, ja nicht einmal bewußt sein muß, dass alle "besseren" Geschichten auch tatsächlich von ein und demselben Zeichner stammen. Carl Barks selbst äußerte sich zur Bedeutung seiner (und anderer) Comics innerhalb der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts: "Comics sind eine Literaturform, die immer mehr als Literatur anerkannt wird. Ich sehe keinen Grund, weshalb sehr gut gezeichnete Comics nicht genau so gut wie Shakespeare oder jede andere Form menschlicher, künstlerischer Kommunikation bestehen können sollen." (zit. nach Comic Forum 65, 1994)
Seit Anfang 1994 konzentriere ich mich, nach einer kurzen Pause in Sachen Disney-Comics, ausschließlich auf Barks-Geschichten, und auch auf alles weitere, was mit dem von Carl Barks geschaffenen Universum zusammenhängt. Gerade für jemanden, der nicht übermäßig viele originale Micky-Maus-Hefte und Tollste-Geschichten-von-Donald-Duck-Hefte (TGDD) besitzt, in denen die Werke von Carl Barks vorrangig erschienen sind, bietet die in den Jahren 1992 bis 2004 erschienene Ehapa Barks Library, die alle Werke von Carl Barks enthält und die ich vollständig mein Eigen nenne, einen unschätzbaren Fundus.
Im Oktober 1999 trat ich in die D.O.N.A.L.D., die "Deutsche Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus", ein, und setzte der Leidenschaft für Entenhausen damit die Krone auf. Die wissenschaftliche Erforschung des Enten-Universums, bzw. die aufmerksame Verfolgung derselben stellt eine faszinierende Beschäftigung dar, wird sie doch gleichermaßen mit ernsthafter, akribischer Genauigkeit und zugleich ironischer Pseudowissenschaftlichkeit - und v.a. Spaß - vorangetrieben.