Gustav Gans
Ich sehe gut aus, bin intelligent, stets tadellos frisiert, und das Glück ist mir hold! - Gustav Gans
Der mit Weste, Fliege und gewellten Haaren jederzeit dandyhaft gekleidete Gustav Gans hat einige unangenehme Charaktereigenschaften auftretende, die bedauerlicherweise auch nicht durch positivere - wie bspw. im Falle Donald Ducks oder Daisy Ducks - kompensiert werden. Er ist eitel, selbstverliebt und eingebildet, arrogant, snobistisch und angeberisch. Gustav Gans lebt alleine und scheint auch keine (familiäre oder partnerschaftliche) Beziehung zu vermissen: er ist sich selbst genug! Zwar buhlt er ständig mit seinem Vetter Donald Duck um die Zuneigung Daisy Ducks, doch es stellt sich die Frage, ob er von echten Gefühlen geleitet wird - oder nur von dem Wunsch, seinen Vetter auszustechen und eifersüchtig zu machen. Überhaupt gerät er häufig mit seinem Vetter aneinander, und diese Streitereien steigern sich nicht selten zu festen handgreiflichen Auseinandersetzungen, sprich: Prügeleien.
Gustav Gans' hervorstechendste Eigenschaft ist sein unsagbares, sprichwörtliches Glück: "Ich bin ein Schoßkind des Glücks", so seine Selbstaussage! Einige der ihm widerfahrenen Glücksfälle sind in der Tat spektakulär: eine in den Fluss geworfene zerrissene Schatzkarte setzt sich vor seinen Augen wieder zusammen; ein edelsteinhaltiger Meteorit schlägt auf einem Grundstück ein, das er soeben seinem Vetter abgekauft hat; während einer Lotterieziehung bewirkt ein plötzliches Erdbeben, das just sein Los oben zu liegen kommt; beim Wettangeln schleudert ein vorbei fahrendes Boot den späteren Siegerlachs ausgerechnet in sein Boot... Und sollte das Glück ihm wirklich einmal abhold sein, so versteht er es durchaus und gekonnt, seinem Glück mit dubiosen Praktiken nachzuhelfen: für solche Fälle hat er immer eine Palette von Tricksereien und Betrügereien bereit (so etwa gezinkte Karten).
Gustav Gans hat zudem eine chronische Abneigung gegen jedwede Form geistiger wie körperlicher Anstrengung. Er lebt sozusagen in den Tag hinein, ohne einen Gedanken an den nächsten Tag zu verschwenden. Er ist unsagbar faul, arbeitet niemals und wartet als einzige regelmäßige Beschäftigung mit Spazierengehen ("flanieren" wäre wohl der passendere Ausdruck), Angeln und Golfen auf. "Selbst intensives Wünschen wird von ihm als eine Form der Betätigung angesehen, deren Aufwand das Ergebnis bereits zweifelhaft erscheinen lässt" (A. Platthaus). Carl Barks hat berichtet, dass Herr Gans in seinem ganzen Leben lediglich einen einzigen Beruf ausgeübt hat - wofür er sich so sehr schämt, dass er seinen damaligen Lohn (einen Kreuzer) seither in einem Tresor versteckt hält!
Jemand wie Gustav Gans, dem bei ausgeprägter Faulheit alles in den Schoss zu fallen scheint, ist - wen wundert es? - bei seinen Mitbürgern nicht sehr beliebt. Hinzu kommt, dass Herr Gans die unangenehme Angewohnheit hat, mit seinem Glück zu prahlen und sich an dem Neid seiner Mitmenschen zu ergötzen. Insbesondere bei seinem Vetter Donald Duck, der immer vom Pech verfolgt ist, lösen das Glück und der daraus resultierende Lebenserfolg von Herrn Gans regelmäßig Wutausbrüche und Verzweifelungsanfälle aus. Die Gesellschaft reagiert auf sein Glück mit der abwehrenden Maßnahme, ihn von Preisausschreibungen und Verlosungen auszuschließen, um den Wettbewerb nicht zu verzerren.
Gustav Gans ist der Neffe zweiten Grades von Dagobert Duck und Dorette Duck, der Vetter von Donald Duck und Daisy Duck und der Onkel von Tick, Trick und Track Duck.
Gustav Gans (im Englischen: Gladstone Gander) gab sein Debüt im Januar 1948 in dem Barks-Bericht "Wintertime Wagers" (dt. Titel: "Die Wette").
Literatur über Gustav Gans
- Carl Barks, Barks Library (Ehapa Comic Collection), mehrere Bde. (Primärquellen)
- Grobian Gans, Die Ducks. Psychogramm einer Sippe, Hamburg 1972, S. 66-69 (vulgärdonaldistisch)
- Henner Löffler, Wie Enten hausen, München 2004, S. 207-217 (vulgärdonaldistisch)
- Johnny A. Grote, Der Stammbaum der Ducks, Stuttgart 1999 (donaldistisch)
- Gottfried Helnwein, Wer ist Carl Barks, Stuttgart 1993, S. 116-127 (undonaldistisch)
- Hartmut Hänsel, Gustav Gans' Glück, in: Der Hamburger Donaldist 12, 1978, S. 18-19 (donaldistisch)
- John Nichols, Gustav Gans - Das Schoßkind des Glücks?, in: Der Donaldist 54, 1985, S. 6-18 (donaldistisch)